Wie wichtig es ist, dass wir wieder unser Herz sprechen lassen

Begegnungen im Corona-Winter

07.03.2022 von Heike Steinbrenner

Im Winter vor einem Jahr fuhr ich bei ziemlicher Kälte mit dem Fahrrad zu einem frühen Zahnarttermin. Ich hatte mich leider viel zu kühl angezogen und war total durchgefroren, als ich ankam. „Macht nichts“, dachte ich. „Gleich kann ich mich aufwärmen“. Doch als ich gegen die Eingangstür drückte, war diese noch verschlossen. Entsetzt stellte ich fest, dass ich eine halbe Stunde zu früh dran war und nun in der Kälte draußen stehen musste. Ich überlegte, ob ich zurück radeln sollte. Doch dann blieb mir eigentlich keine Zeit mich aufzuwärmen. Da fiel mir ein, dass ich auf dem Weg an einer Bäckerei vorbei gefahren war, die nicht weit entfernt lag. Der Gedanke, mich dort mit einem Kaffee aufzuwärmen, tröstete mich.

Nur Kopfschütteln, aber keine Hilfe

Voller Vorfreude radelte ich dorthin und bestellte einen Snack und einen Kaffee. Dann sah ich mich im Cafébereich um. Er war leer. Die Stühle standen auf den Bänken, der Sitzbereich war abgesperrt. Corona Verordnung. „Ich dachte, ich könnte mich hier aufwärmen“, sagte ich enttäuscht. Die Verkäuferin schüttelte den Kopf „Tut mir leid. Coronaverordnung. Aber Sie können Ihren Kaffee draußen am Stehtisch trinken“, bot sie mir an. „Unmöglich,“ sagte ich. „Ich bin total durchgefroren.“ Die Verkäuferin sah mich voller Mitgefühl an. Einen Moment lang herrschte Schweigen. Ich spürte, wie Traurigkeit in mir aufstieg. Die Traurigkeit, abgewiesen zu werden, dort, wo ich Hilfe erwartet hatte.

Coronaverordnung: Aufwärmen verboten

Vor ein paar Tagen bekam ich eine Blasenentzündung, eine schmerzhafte Angelegenheit, die überwiegend Frauen trifft. Man sagt, die Blase sei das "Becken der Emotionen" - sie beinhalte die ungeweinten Tränen und stehe unter anderem für das Thema "Loslassen“. Wie dem auch sei. Bei einer Blasenentzündung hilft vor allem Wärme. Da ich aber seit sehr langer Zeit endlich wieder einmal einen Friseurtermin ausgemacht hatte, wollte ich diesen Termin auf alle Fälle wahrnehmen. Ich rüstete mich also gut, trank Unmengen Tee, hielt mich warm, nahm pflanzliche Mittel und begab mich zehn Minuten vor dem Termin zu dem Friseurgeschäft, wo ich – Ihr ahnt es schon – draußen warten musste. Auch dieses Mal zuckte die Friseurin bedauernd die Schultern. „Coronaverordnung. Warten Sie doch einfach im Auto.“ Ich nickte resigniert, ging zurück zu meinem Auto und fuhr ein paar Runden um den Block, damit das Auto warm blieb.

Der richtige Moment für Menschlichkeit ist immer jetzt

Ich kann mir vornehmen, immer gut für mich zu sorgen, nicht zu früh zu kommen, mich warm genug anzuziehen und nie wieder eine Blasenentzündung zu bekommen. Doch ich bin nicht perfekt. Es könnte tatsächlich passieren, dass ich wieder einmal frierend vor einem Geschäft stehe und nicht ins Warme darf.

Ich nehme mir noch etwas anderes vor: Wenn jemals ein frierender Mensch zu mir kommt und Wärme braucht, dann öffne ich die Tür für ihn und lasse Verordnungen, die andere erlassen haben und die ich niemals unterschreiben würde, gut sein. Ich habe einen Traum: Wir Menschen hören auf unser Herz und lassen Wärme entstehen statt Kälte. Wir sind wieder füreinander da, statt Abstand zu halten. Wir berühren einander wieder und verbinden uns. Wir schenken uns Freude und unterstützen uns, statt einander auszusperren. Wir nehmen unsere Masken ab und schenken uns ein Lächeln. Ich fange jetzt sofort damit an.

Die Autorin Heike Steinbrenner lebt und arbeitet als Lebensenergie-Therapeutin in Weinheim, gibt Einzelsitzungen und Kurse und veröffentlicht regelmäßig einen Blog zu spirituellen und energetischen Themen.

 

Bildquelle: Adobe Stock / evbrbe

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