Streeck fordert Gleichstellung Geimpfter und Ungeimpfter
Eminenzbasierte (Irrtums-)Medizin
13.02.2022 von Christian Zehenter
Vor dem Gesetz sind alle gleich? Deutsche Politiker, Medien, Verbände und Institutionen sehen das ganz anders. Denn im Rahmen von Notlagen hätten Grundgesetze und insbesondere die individuelle Freiheit den Nachrang. Doch wie oft und wie lange bestehen Notlagen? Alle 30, 70 oder 300 Jahre? Und dann jeweils für 3 Tage, 3 Monate, 3 oder 30 Jahre? Und wann handelt es sich um eine Notlage, die eine autoritäre Staatsform und eine Annullierung der Verfassung rechtfertigt - wie es seit 2 Jahren in Deutschland und einigen anderen Ländern geschieht? Erfolgt dies, wie von der Verfassung vorgeschrieben, täglich unter Einbeziehung aller Stimmen, einem kontroversen Diskurs, umfangreicher Datenerhebung, Kohortenstudien und Verlaufskontrollen sowie ständiger Anhörung und Abwägung aller Interessen und Güter? Oder geschieht der autoritäre Umbau wie in einer Bananenrepublik unbefristet, unhinterfragt und undiskutiert auf der Grundlage medialer Propaganda und den immer gleichen Expertisen der immer gleichen Hofexperten - so wie wir dies gerade beobachten?
"Die Wissenschaft" spricht nahezu unmittelbar Recht und Gesetz
Die Politik hat sich - nicht nur, aber auch hinsichtlich der Pandemiepolitik - komplett von der Wissenschaft gelöst. Drei Männer - Drosten, Wieler, Lauterbach - alle mit durchwachsener wissenschaftlicher Reputation und klarem Interessenprofil - repräsentieren in Deutschland "die Wissenschaft" und sprechen somit fast unmittelbar Recht und Gesetz - nahezu ohne Beteiligung des Parlaments oder echter Wissenschaftler. Denn die Wissenschaft stellt viel eher einen ständigen kontroversen Diskurs, Findungs- und Widerlegungsprozess dar als eine Wahrheitsfabrik, als die sie in der Tagesschau und Bundespressekonferenz verballhornt wird.
Trotz offensichtlicher Widersprüche: Politik hält an Erzählung fest
Somit hat man in Deutschland den Bock zum Gärtner gemacht und evidenzbasierte durch eminenzbasierte Medizin ersetzt: Wer an der Seite des Kanzlers oder Ministers steht und in den großen Medien zu Wort kommt, ist "die Wissenschaft", "der Experte" und spricht "die Wahrheit". Diese lautet: Wir leben seit 2 Jahren in einer katastrophalen Pandemie. Masken, Abstände und Kontaktbeschränkungen schützen, und die Impfung rettet uns davor. So banal, so absurd. Dennoch halten die politmedialen Treiber der Pandemie eisern daran fest - auch wenn (um mit Hans Christian Andersen zu sprechen) der Kaiser für jeden sichtbar nackt ist. Denn fällt ihre Erzählung, fallen sie ebenfalls. Weiter geht also die Pandemie der Zahlen und Erzählungen - in den Köpfen, auf den Straßen, in den maskierten Gesichtern, den Test- und Impfzentren - weil es weitergehen muss.
Maßnahmen schaffen keine Gesundheit, sondern erzeugen zusätzliches Leid
Doch je länger frisiert und fantasiert wird, desto auffälliger poppt die Realität zwischen jeder Phrase auf. So weiß eigentlich niemand mehr, warum die Bevölkerung sich im angehenden Frühjahr 2022 überwachen, beschränken, reduzieren, quarantänisieren, testen und impfen lassen muss - und welchen Nutzen dies in der Vergangenheit überhaupt erbracht hat. Länder, in denen diese Maßnahmen nicht gelten, haben keinerlei Nachteile, sondern gewinnen im Gegenteil jeden Tag sichtbar an Gesundheit und Produktivität. So sind bei vielen unserer Nachbarländer wieder alle Menschen überall willkommen, während in Deutschland ungeimpfte Kinder von Sport und Musik und Angehörige vom Besuch ihrer Kranken und Sterbenden ausgeschlossen werden - ein dunkles Kapitel preußischen Gehorsams und mitleidloser, angstgetriebener Härte.
Die gescheiterte Suche nach dem heiligen Gral: Impfung verfehlt Wirkung
Auch für die Golddisziplin, den Endpunkt, die heilige Kommunion gehen die Argumente aus: die Impfung. Denn weder schützt sie vor Infektion noch vor Übertragung. So erklärt Virologe Henrick Streeck laut dem Medienportal Report 24, dass die Virusübertragung bei doppelt Geimpften und Ungeimpften sich nicht unterscheide. Auch den in Deutschland handstreichartig verkürzten Genesenenstatus sieht er kritisch: "26 europäische Länder sehen den Genesenenstatus bei mindestens 6 Monaten. Ich glaube nicht, dass sich die Wissenschaftler aller dieser Länder irren. Ich plädiere dafür, Genesene und Geimpfte gleichzusetzen.“
Solidargemeinschaft darf keine Ausnahmen kennen
Warum Ungeimpfte Geimpfte gefährden sollen, kann bis heute niemand erklären. Angeblich nehmen sie anderen die Klinikbetten weg. Doch zum einen fehlt dazu jede valide Datengrundlage: Die fiktive Klinikpandemie der Ungeimpften kam zustande, weil DIVI und RKI alle hospitalisierten Patienten mit unbekanntem Impfstatus - darunter fallen durch Erhebungsmängel die meisten - schlicht den Ungeimpften zurechneten. Zum anderen haben wir uns nach dem letzten großen deutschen Totalitarismus geeinigt, dass wir unsere Kranken versorgen, ohne Schuldfragen zu stellen. So werden auch Übergewichtige in Kliniken aufgenommen, in Restaurants eingelassen und an der Fleischtheke bedient - obwohl Übergewicht die Hautpkrankheits- und Todesursache in Deutschland ist. Auch Raucher dürfen sich frei bewegen und werden behandelt, obwohl pro Jahr in Deutschland etwa 126.000 Menschen am Rauchen sterben. Ebenso dürfen Menschen Motorrad fahren, Fallschirm springen, klettern, skifahren, Wein trinken, Schokolade oder Braten essen, dem Sport fern bleiben, viel arbeiten oder in anstrengenden Beziehungen leben - obwohl dies alles Millionen Klinikaufenthalte, Dauerkrankheiten und vorzeitige Tode verursacht. Dies nennt sich Demokratie - und Menschlichkeit.
Bewusste Entscheidung gegen unmenschliche Ausgrenzung
Zuletzt wurde dieses Apartheidsthema in Sachen HIV diskutiert, als in den 1980er-Jahren die Frage auftrat, inwieweit Betroffene schuldig an ihrer Krankheit seien und ob man sie isolieren - also von Berufen, Veranstaltungen, Schwimmbädern, Fitnessstudios, Sportvereinen und Reisen ausschließen - solle. Diese Frage haben wir zu Recht eindeutig und spontan verneint - weil diese Form der Ausgrenzung abartig, radikal und faschistoid wäre. Dieselbe Gesellschaft und ihrer Sprecher fordern und praktizieren nun ohne jede medizinische Evidenz die Ausgrenzung ungeimpfter Menschen - von denen viele seit einem halben Jahr kein Restaurant, kein Schwimmbad, keinen Kurs, keine Fortbildung und kein Krankenhaus mehr besucht haben. Logopäden und Physiotherapeutinnen verweigern den Besuch bei hilflosen alten, ungeimpften Menschen, blutende Kinder werden von der Notaufnahmen verwiesen, weil ihre ebenfalls anwesenden Geschwister Betretungsverbot haben, und Bewusstlose werden nicht mehr beatmet, sondern mit einem Tuch über dem Gesicht bedeckt, als seien sie schon tot.
Macht besitzt, wer die Hoheit über Erzählungen erlangt
Wie viele Menschen durch diese totalitären Praktiken sterben, ist unbekannt. Doch die zugrunde liegende Entmenschlichung (Mensch als Gefährder und biologische Existenz) hat, wie immer in der Geschichte, eine Eigendynamik entwickelt, die nur noch schwer einzufangen ist. Denn wer Macht besitzt, gibt diese nicht mehr (freiwillig) zurück. Wer über eine Erzählung verfügt, hat Macht. Wer die Definitionshoheit über die Wahrheit erreicht, verfügt über die Erzählung. Und wer sich mit anderen Erzählern verbündet, erlangt die Definitionshoheit. Über diese ebenso banale wie wirksame Kaskade stolpert die deutsche Gesellschaft in fast jeder Generation - bis die Menschen erneut die Leiden und Betrügereien der vergangenen Generation vergessen haben. Zeit, wieder Freiheit zu wagen.
Bildquelle: Shutterstock / DesignRage
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