Teile und herrsche - mit Diskriminierungsvorwürfen

Gendersprache als Mittel zur Spaltung

06.09.2022 von Christian Zehenter

Misstrauen und Unfrieden in eine eigentlich funktionierende Gemeinschaft zu tragen, zählt zu den ältesten Herrschaftsprinzipien. Machiavelli nannte es "Divide et impera", zu deutsch "teile und herrsche". Das Thema Gleichbehandlung versus Diskriminierung ist dafür wie geschaffen. Wer fühlt sich nicht schon immer irgendwie ungerecht behandelt, zu wenig gesehen, geliebt, respektiert, anerkannt, gewürdigt - und um berechtigte Ansprüche gebracht? Dies ist eine natürliche Reaktion auf eine Welt, in der jeder Mensch mit 8 Milliarden weiteren um die Erfüllung seiner Bedürfnisse konkurriert. Wir haben deshalb Verständnis, Toleranz, Mitgefühl, Respekt und Kompromissbereitschaft erlernt. So können wir mit anderen Menschen friedlich und produktiv zusammenleben - von der Partnerschaft bis zum Betrieb.

Ansprüche aus dem Anderssein

Doch wie viel einfacher ist der Diskriminierungsvorwurf? Damit sind andere für meine Misserfolge, Irrtümer und Talstrecken verantwortlich, für meine Einsamkeit, Begrenztheit und Frustration - und es leiten sich sogar besondere Ansprüche daraus ab. Schließlich gehört heute fast jeder einer anscheinend diskriminierten Gruppe an. Wurde ein Elternteil im Ausland geboren, sind wir Migranten. Leiden wir - wie die meisten Menschen - unter einer chronischen Krankheit, sind wir Patienten. Wahlweise sind wir außerdem besonders groß, klein, dünn, dick oder Opfer besonderer Ereignisse. Hautfarbe, Herkunft, sexuelle Orientierung, Geschlecht und Religion sind heute wieder Top-Themen im Miteinander, obwohl sie laut Grundgesetz angeblich keine Rolle bei der Betrachtung und Behandlung von Menschen spielen.

Spaltung in Täter und Opfer

Durch den Gesinnungshype geht es niemandem besser, aber das ist auch nicht das Ziel. Wir sollen hingegen andere für unser Unglück verantwortlich machen oder uns für ihres verantwortlich fühlen. Zudem soll die Gesellschaft in Täter und Opfer, Unterdrücker und Unterdrückte, Helfende und Hilflose, Ankläger und Angeklagte gespalten werden - bis ins Ehebett. Dafür ist es auch entscheidend, Identitäten zu inszenieren und gegeneinander auszuspielen. Nicht auszudenken, wenn wir alle einfach nur Menschen auf Augenhöhe wären. Heute wird streng zwischen den einen und anderen unterschieden, um Lager zu bilden.

Reale Diskriminierung wird weggeschwiegen

Dies soll keineswegs echte Diskriminierung in Abrede stellen. Doch diese wird von der identitären Politik kaum berührt. Dass über 9 Monate Ungeimpfte kein Kino, Museum, Schwimmbad oder Restaurant besuchen durften, die Hälfte der Kinder durch Hygienemaßnahmen psychisch geschädigt wurde, Andersdenkende ausgegrenzt werden und Menschen in Krankenhäusern durch Besuchsverbot einsam leiden und sterben, wird durch keine Antidiskriminierungsstelle thematisiert.

Sexuelle Orientierung wird zum öffentlichen Anliegen

Hingegen übernimmt die Genderthematik eine herausragende Funktion. Nach einer Zeit der Toleranz wird jetzt wieder nach Geschlecht getrennt. Mann, divers oder Frau? Dies spielt bei der Besetzung von Stellen und Ämtern, in der Berichterstattung und sogar offenbar bald im Strafrecht (häusliche Gewalt) wieder eine zentrale Rolle, ebenso wie die sexuelle Orientierung und Identität. Was früher Privatsache war, steht nun im Zentrum der Aufmerksamkeit.

Auf der Hut vor blasphemischer Unterdrückersprache

Wie immer schlägt sich staatlich betriebene Spaltung auch in der Sprache nieder. Denn sie liegt unserem Lebensgefühl am nächsten und muss für einen Umbau der Gesellschaft ebenfalls verändert werden. Daher wird nun der Zuschauer, Leser, Arzt, Patient ... laut Warnungen der Tugendwächter plötzlich zu einem Mann - jenseits jeder sprachlichen Logik (denn der Genus kennt kein sexuelles Geschlecht). Hingegen ist die Person, Fachkraft, Klientel, Partei oder Anwaltschaft keineswegs weiblich. Denn der Gesellschaft soll gezeigt werden, wie frauenverachtend Sprache ist. Zwar möchte die große Mehrheit der Bevölkerung nicht anders reden und schreiben als bisher und fühlt sich auch nicht als Diskriminierungsopfer, aber die Gendersprache - die erstmals überhaupt Geschlechterunterschiede hervorhebt - soll dennoch durchgedrückt werden, sodass niemand mehr weiß, wie man eigentlich richtig spricht und schreibt. Wir müssen nun immer auf der Hut ist - ob vor verbaler Unterdrückung oder der Sanktionierung blasphemischer Unterdrückersprache. Darf man noch von Bürgermeister sprechen, oder muss es Bürger*innenmeister*in heißen? Müssen auch negativ besetzte Begriffe wie Leugner, Mörder, Veschwörungstheoretiker oder Terrorist gegendert werden oder nur angenehme Begriffe wie Teilnehmer, Gewinner, Arzt und Autor? Klar ist: Für die einen lauert Unterdrückung, für die anderen ein folgenreicher Fauxpas in den Wortendungen, die einst so unverfänglich schienen.

Versöhnung und Respekt machen Gesellschaft stark

Eines will die "Tugendpolizei" keinesfalls: Frieden zwischen den Geschlechtern und anderen gesellschaftlichen Gruppen. Denn Versöhnung und Respekt macht eine Gemeinschaft stark und somit resistenter gegen staatliche Umbau- und Regulierungsfantasien. Zeit sich wieder als Menschen zu begegnen, ganz gleich, welcher wirklichen oder erfundenen Gruppe sie angehören.

 

Bildquelle: Adobe Stock / Marina_Nov

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